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Checkliste Suchtprävention

Ein kurzer Einblick in die Entstehung und den Sinn und Zweck der neuen Evaluationshilfe, gefolgt von der Gebrauchsanleitung, welche für die Planung der einzelnen Schritte nützlich ist.

Entstehung und Beteiligte

Diese Arbeitshilfe zur Evaluation und Weiterentwicklung der Suchtprävention in der Jugendarbeit ist ein Produkt der kontinuierlichen Zusammenarbeit der Fachstellen für Suchtprävention im Kanton Zürich und der okaj zürich.

Besonders bei den ebenfalls integrierten Arbeitsinstrumenten und weiterführenden Informationen konnten wir auf eine Vielzahl von bereits existierenden Materialien zurückgreifen, wofür wir an dieser Stelle herzlich danken.

Warum wir diese Evaluationshilfe entwickelt haben

Die offene Jugendarbeit leistet an den meisten Orten viel bezüglich Suchtprävention und Gesundheitsförderung. Diese Leistung lässt sich aber nur in den wenigsten Fällen klar ausweisen und begründen, da es bisher keine griffigen Messwerkzeuge für das präventive Arbeiten gibt.

Das vorliegende Produkt hilft Jugendarbeitenden, selber zu überprüfen, wo sie in punkto Suchtprävention stehen und wie sie die Qualität ihrer diesbezüglichen Anstrengungen noch weiter professionalisieren können.

Da beim Durcharbeiten der Selbstevaluation eigene Haltungen und geltendes Regelwerk reflektiert werden, bietet sie den Teams der offenen Jugendarbeit die Möglichkeit, Stärken und Schwächen bezüglich Suchtprävention zu erkennen, ihre suchtpräventive Leistung weiter zu vertiefen und strukturell zu verankern.

Gebrauchsanleitung

Für das Bearbeiten der Kapitel 2, 3 und 4 benötigt ein Team jeweils ca. 2 bis 3 Stunden. Die gesamte Selbstevaluation kann aber ohne Probleme auf einen längeren Zeitraum (6 Monate) verteilt werden.

Alle Kapitel sind nach dem gleichen Prinzip aufgebaut: Nach einer kurzen Einführung ins Thema folgen eine Reihe von Fragen, welche einzeln und als Team beantwortet werden. Ergänzend sind in jedem Kapitel Anregungen und Tipps für die Praxis aufgeführt. Dort findet ihr auch praktische Arbeitshilfen als Downloads.

In den Kapiteln 5, 6 und 7 findet ihr Zahlen, gesetzliche Grundlagen sowie Projektbeispiele und Beispiele für den Jugendarbeitsalltag.

Hier geht es darum, die eigene Haltung und die Teamhaltung zu reflektieren. Die vorhandenen Fragen, Tipps und Anregungen helfen auch beim Entwickeln einer gemeinsamen Grundhaltung. Ein weiterer Abschnitt ist eurer Vorbildrolle gewidmet.

Bei den hier folgenden Fragen geht es nicht darum, die richtige oder falsche Antwort zu geben. Vielmehr sollen sie euch dazu auffordern, euren eigenen Umgang mit Genuss- und Suchtmitteln zu hinterfragen und zu reflektieren. In einem ersten Schritt überlegt sich jedes Teammitglied dies einzeln. In einem zweiten Schritt tauscht ihr eure Überlegungen aus und entwickelt daraus eine auf euch zugeschnittene Teamhaltung. Diese wird in der Folge einen Einfluss auf eure Arbeit sowie auf eure Konzepte und Regeln haben.

Eigener Umgang und Verhalten – Team

Fragen und Reflexion

  • Wie gehst du selbst mit Genuss- und Suchtmitteln, insbesondere Alkohol und Tabak, um?
  • In der Freizeit? Während der Arbeitszeit?
  • Wie feierst und geniesst du?
  • Macht es für dich einen Unterschied, ob es ein Mann oder eine Frau ist, die raucht und/oder trinkt?
  • Was sehen die Jugendlichen dich essen?
  • Welche Einstellung zu Sport und Bewegung vermittelst du den Jugendlichen?
  • Welche Herausforderungen, Highlights, Freude bietet dir deine Arbeit?
  • Welche gemeinsame Haltung könnt ihr als Team daraus entwickeln?
  • Welche Regeln entwickelt ihr für euch als Team?

Tipps und Anregungen

  • Notiert euch eure Teamhaltung in 3 – 5 Sätzen.
  • Hängt sie in eurem Büro gut sichtbar auf.

Vorbildrolle

  • Als Jugendarbeitende seid ihr für viele Jugendlichen eine*r von wenigen Erwachsenen mit denen sie freiwillig Umgang haben. Dadurch habt ihr automatisch eine Vorbildrolle für eure Zielgruppe auch punkto Sport, Ernährung, Genuss- und Suchtmittelkonsum.
  • Auch wenn ihr selber konsumiert, könnt ihr dennoch Vorbilder sein. Bedingung dafür ist allerdings ein sorgfältiger, reflektierter Umgang mit «eurer Droge», denn so zeigt ihr den Jugendlichen, dass ihr euren Konsum im Griff habt.
  • So lebt ihr ein Modell vor, an dem sich Kinder und Jugendliche orientieren können.

Fragen und Reflexion

  • Welches sind deine Höhenflüge, wo ist Abenteuer in deinem Leben, wo holst du dir Adrenalinschübe?
  • Als was für eine Person nehmen dich die Jugendlichen wahr, welches Erwachsenenbild vermittelst du?
  • Welches Bild möchtest du vermitteln?

Zur Beantwortung dieser Fragen kann euch sowohl ein ehrliches Feedback des Teams, aber auch die genaue Beobachtung der Reaktionen der Jugendlichen dienen.

  • Wie reagierst du in Stress- und Problemsituationen?
  • Welches Vorbild bist du bezüglich Feiern und Geniessen?

Tipps und Anregungen

  • Kein Konsum von illegalen Suchtmitteln.
  • Kein (unbedachter) Konsum von Suchtmitteln vor euren Zielgruppen.
  • Suchtmittel nicht einsetzen zur Problembewältigung (keine Stresszigi, kein Frustbier).
  • Massvoller Genuss nur dort wo er nicht behindernd ist.
  • Keine verniedlichenden, verharmlosenden, belustigenden Reden über Suchtmittel führen, auch nicht untereinander.
  • Auf Kritik eurer Zielgruppen an eurem Konsum nicht abwehrend reagieren.
  • Auf Fragen sachlich antworten.
  • Zeigt Mut zu Experimentierfreude und Risiko, damit Erlebnisse von starker Intensität für eure Zielgruppen erfahrbar werden.
  • Jugendliche können an eurem Vorbild erfahren, dass Höhenflüge und Lebensfreude nicht an den Konsum von Genuss- und/oder Suchtmitteln geknüpft sein müssen.

In den Regeln (geschriebene und ungeschriebene) und Konzepten der Jugendarbeit kann der Gedanke an Suchtprävention und Gesundheitsförderung gut verankert werden. Das Kapitel bezieht sich nicht nur auf die Treffarbeit sondern stellt auch Fragen zu aufsuchender Jugendarbeit und Veranstaltungen.

Treffbetrieb

Fragen und Reflexion

  • Welche Regeln bezüglich Alkohol- und Tabakkonsum gelten während dem Treffbetrieb?
  • Gibt es verhandelbare und nicht verhandelbare Regeln?
  • Konnten Jugendliche bei der Ausarbeitung der Regeln und Sanktionen mitreden?
  • Sind Regeln und Sanktionen im Treff für alle sichtbar aufgehängt?
  • Wie begründet ihr diese Regeln?
  • Wie wird die Einhaltung kontrolliert?
  • Wie reagiert ihr bei Regelverstössen?
  • Gelten diese Regeln auch für eure Büroräume?
  • Wie erklärt ihr eine allfällige Diskrepanz?
  • Was gilt im Aussenareal des Treffs?
  • Gibt es in eurem Treff ungeschriebene Regeln?
  • Wie reagiert ihr, wenn Jugendliche im Aussenareal rauchen oder trinken?
  • Wisst ihr immer genau, wie ihr darauf reagieren wollt?
  • Welches Verpflegungsangebot finden die Jugendlichen im Treff?
  • Entspricht das Angebot den gängigen Ernährungsempfehlungen?
  • Haben die Jugendlichen genügend treffbezogene Partizipationsgefässe und –angebote?
  • Welche Festkultur zelebriert ihr in eurem Treff?
  • Kennt ihr in eurem Treff eine Kultur der lustvollen Alternative zum Alkohol- und Tabakkonsum?

Tipps und Anregungen

  • Empfehlungen zu alternativem Verpflegungsangebot findet ihr im Kapitel Praxisbeispiele
  • Kriterien für gelungene Partys findet ihr hier: Download
  • Alkohol muss nicht unbedingt tabu sein, sollte aber zur Kultivierung von Genuss und Genussfähigkeit eingesetzt werden.
  • Das Konzept darf Rituale zur Förderung der Rauschkompetenz enthalten (z.B. Grossgruppenerlebnisse, Freinachtabenteuer, Tanz- oder Trommelextase, Glücksspiele). Dabei muss beachtet werden, dass in der Gruppe die Risikobereitschaft der einzelnen Personen zunimmt. Ihr seid verantwortlich für den Schutz der einzelnen vor sich selber. Solche Rituale müssen unbedingt einen Abschluss haben. Download
  • Regeln und Sanktionen sollen wo immer möglich mit den Jugendlichen gemeinsam erarbeitet werden. Dazu ist es sinnvoll, nach verhandelbaren und nicht verhandelbaren Regeln zu unterscheiden. Auf jeden Fall aber müsst ihr die geltenden Regeln begründen können.
  • Alle Regeln und Sanktionen müssen für alle gut sichtbar und verständlich im Treff aufgehängt werden.
  • Sanktionen müssen vom ganzen Team konsequent angewendet werden.

Vermietungen

Fragen und Reflexion

  • Welche Regeln bezüglich Alkohol- und Tabakkonsum gelten bei Vermietungen?
  • Waren Jugendliche bei der Ausarbeitung beteiligt?
  • Sind die Regeln im Mietvertrag vermerkt und wird bei der Schlüsselübergabe darauf aufmerksam gemacht?
  • Wie erklärt ihr allfällige Unterschiede zum Treffbetrieb?
  • Gelten unterschiedliche Regeln für verschiedene Mieter*innen? Warum?
  • Wie wird die Einhaltung dieser Regeln kontrolliert?
  • Sind sie überhaupt kontrollierbar?
  • Was geschieht bei Regelverstössen?

Tipps und Anregungen

  • Besonders bei Vermietungen müssen die Regeln und Sanktionen speziell erwähnt werden. Am einfachsten gelingt dies bei der Unterzeichnung des Mietvertrages.
  • Es ist wichtig, allfällige Unterschiede zu den Regeln im Treffbetrieb zu begründen.
  • Bei Vermietungen ist es oft schwierig oder unmöglich, die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren, es ist wichtig, dass euch das bewusst ist.
  • Kriterien für gelungene Partys mit Mieter*innen besprechen.

Öffentlicher Raum und aufsuchende Jugendarbeit

Fragen und Reflexion

  • Welche Regeln bezüglich Alkohol- und Tabakkonsum gelten bei Projekten und Anlässen im öffentlichen Raum oder bei Ausflügen?
  • Wie reagiert ihr auf konsumierende Jugendliche bei der aufsuchenden Jugendarbeit?

Tipps und Anregungen

  • Wichtig ist, dass die Regeln allen bekannt sind und vom ganzen Team einheitlich angewendet werden.
  • Im öffentlichen Raum ist es nicht immer möglich, mit Sanktionen zu arbeiten. Trotzdem müsst ihr eine Strategie haben, wie ihr dort mit Regelverstössen umgehen könnt.
  • Eure Reaktionen auf konsumierende Jugendliche im öffentlichen Raum sollen vom ganzen Team mitgetragen werden.
  • Mädchen, die damit beginnen, sich im Nachtleben zu bewegen, können von älteren Mädchen beraten werden (Kleider, Schminke und deren Wirkung, Reflexion der Erlebnisse).

Eine kurze Erklärung des Arbeitsansatzes «Früherkennung», gefolgt von Fragen, Tipps und Anregungen zur Früherkennung in der offenen Jugendarbeit. Ebenfalls findet ihr hier nützliche Arbeitshilfen zur Früherkennung als Downloads.

Traditionellerweise leistet die offene Jugendarbeit viel an Suchtprävention sowie Gesundheitsförderung, indem sie beispielsweise Jugendlichen Freiräume und Entfaltungsmöglichkeiten öffnet, Partizipation ermöglicht, das Verantwortungsbewusstsein stärkt, die Rausch- und Risikokompetenz erhöht und den Umgang mit Substanzen mit Suchtpotential in der Freizeit thematisiert.

Früherkennung und -intervention gehen darüber hinaus. Sie haben zum Ziel, Risiken für Problementwicklungen frühzeitig zu erkennen und zweckmässige Interventionen auf individueller und struktureller Ebene einzuleiten. Die offene Jugendarbeit kann dazu einen Beitrag leisten, jedoch nicht die alleinige Verantwortung übernehmen. Eine vollständige Früherkennung/-intervention muss daher immer auf Gemeindeebene angegangen werden und alle relevanten Akteure (z.B. Gemeinde, Schule, Jugendarbeit, Vereine, lokale/regionale Fachstellen) einbeziehen. Dieses Kapitel bezieht sich aber nur auf die minimalen Anforderungen zur Früherkennung in der offenen Jugendarbeit.

Da es bei der Früherkennung einerseits um das Erkennen von versteckten Hilferufen geht, die Jugendarbeit aber andererseits auch die Aufgabe hat, den Jugendlichen Raum für Experimente zu eröffnen, kommt ihr hier eine besondere Rolle zu. Um dieser Rolle auch gerecht zu werden, ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema Früherkennung unumgänglich.

Fragen und Reflexion

  • Welche Beobachtungen bei Jugendlichen sind für euch Warnsignale, an denen sich eine Früherkennung orientieren kann?
  • In welchen Settings macht ihr eure Beobachtungen (Treff, aufsuchende JA, ...)?
  • Hat euer Team ein Gefäss zum Austausch/Reflexion der gemachten Beobachtungen?
  • Wie entscheidet ihr, ob eure Beobachtungen einer Intervention bedürfen?
  • Welche Interventionsmöglichkeiten sind vorgesehen?
  • Wie entscheidet ihr, ob ihr eine Fachstelle beiziehen müsst oder noch selber handeln könnt?
  • Ist der Informationsfluss bezüglich des weiteren Verlaufs sichergestellt?
  • Welche Institutionen in eurer/m Gemeinde/Quartier intervenieren ebenfalls bei Jugendlichen mit auffälligen Merkmalen?
  • Besteht eine regelmässige Vernetzung mit definiertem Inhalt mit diesen Institutionen?
  • Kennt die zuständige Suchtpräventionsstelle euer Vorgehen bezüglich Früherkennung?
  • Tauscht ihr euch regelmässig mit ihr darüber aus?
  • Wertet ihr eure Interventionen aus?
  • Wie sieht diese Auswertung aus, wer ist daran beteiligt?

Tipps und Anregungen

  • Für die Früherkennung ist es unerlässlich, im Team Klarheit und Konsens darüber zu haben, was und wann beobachtet werden soll. Es ist sinnvoll, diese Beobachtungen festzuhalten.
  • Für die Reflexion der Beobachtungen eignet sich neben dem Team auch eine Supervision, Intervision, Vernetzung mit anderen Institutionen und/oder einer Fachstelle.
  • Es ist wichtig und auch entlastend, genau zu wissen, wann ihr wie handeln/intervenieren wollt, was in euren Möglichkeiten liegt und ab wann der Beizugeiner Fachstelle unerlässlich ist. Nützliche Arbeitsblätter findet ihr hier: Früherkennung von gefährdeten Jugendlichen / Suchtmittelkonsum – Risiken früh erkennen und handeln!
  • Schriftliche Unterlagen vereinheitlichen euer Vorgehen und erhöhen die Verbindlichkeit.
  • Wenn die Fachstelle über euren Umgang mit dem Thema Früherkennung informiert ist, kann sie euch bei eurer Arbeit besser unterstützen. Optimal ist es, wenn ihr dort eine feste Ansprechperson habt.
  • Die Auswertung eurer Interventionen hilft euch, eure Arbeitsanleitungen/Konzepte anzupassen. Wo möglich ist der Beizug eurer Ansprechperson in der Fachstelle wünschenswert.

Beispiele gelungener Projekte sowie weitere hilfreiche Materialien als Downloads.

Projekte

Beispiele Verpflegungsangebot

Neben den gängigen Angeboten wie Hot Dog, Chips, Toast und Mars etc. ist es wünschenswert auch immer etwas eher Vollwertiges im Angebot zu haben: Früchte, Dörrfrüchte, Studentenfutter, Darvida können auch auf Vorrat gehalten werden.

Beim gemeinsamen Kochen mit den Jugendlichen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, auch mit wenig Aufwand und Geld ist eine gesunde Mahlzeit möglich.